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das kommunikationszeitspiegelspiel
Vorüberlegungen
die Beziehung zwischen Wirklichkeit und Kommunikation ist seit jeher Gegenstand eingehender Untersuchungen. Wie auch die Bereitschaft, sich mit dem Wesen und den Wirkungen der Kommunikation als einem uralten Phänomen auseinanderzusetzen.
Dass dieser fanszinierende Komplex vor der Kunst nicht halt macht, ist logisch. Ebenso, dass er künstlerisch umgesetzt einen Beitrag zur Auseinandersetzung liefert.
Wie geht das vonstatten? Und welche Gedanken sind in dieser Umsetzung vereinigt?
Kommunikation ändert sich.
Abhängig vom technologischen und wissenschaftlichen Fortschritt ändert sich die Kommunikation. Von der Höhlenmalerei zu Pergamentschriften zu Satellitenübermittlung.
In der postmodernen Neuzeit ist Kommunikation zu einem beherrschenden Gebiet geworden. Es gibt sogar eine ganze Kommunikationsbranche. Ein Wirtschahszweig, dessen einziger Sinn und Zweckes ist, etwas mitzuteilen oder die Grundlage dazu zu schaffen. Etwa Zeitungen, Fernsehen, Werbung, Radio, Telefon oder Computer.
Diese Art der Kommunikation eröffnet fast unbegrenzte Möglichkeiten. Zum Beispiel kann man mit Leuten kommunizieren (schriftlich und/oder mündlichJ, die geografisch oder zeitlich weit entfernt sind.
Das birgt Gefahren. Denn Kommunikation kann sich verselbständigen. Und damit kann Kommunikation zum Privileg werden. Womit sie auch leicht manipulieren oder manipuliert werden kann.
Kommunikation bleibt gleich.
Nämlich im grundlegenden Bedürfnis von Lebewesen, sich einander mitzuteilen. Darin unterscheidet sich ein Steinzeitmensch nicht von einem Atomphysiker.
Lange bevor sich eine verbale Sprache oder eine elaborierte Schrift entwickelt hat, haben Menschen miteinander kommuniziert. Mit Gestik, Mimik, Zeichen, Symbolen.
Diese Art der Kommunikation spielt auch heute eine wichtige Rolle. Verkehrszeichen, Firmensymbole, Erkennungsmelodien, Handzeichen durchziehen unseren Alltag. Ebenso das "Reden" mit Händen und Füssen.
Der Ausdruckvon emotionalen Regungen ist kaum verändert. Lachen, Weinen, Angst oder Drohung sind im Wesentlichen gleich geblieben. Und zu einem grossen Teil global verständlich.
Mit anderen Worten: Kommunikation ist ein Grundbedürfnis. Und darum halten sich Menschen, ohne ihre individuellen Besonderheiten preiszugeben, an gewisse Regeln. Schliesslich wollen sie ja verstanden werden.
Kommunikation bestimmt die Wirklichkeit.
Wir glauben, was wir in der Zeitung lesen. Oder was wir in der Tagesschau sehen. Oder was uns Freunde über Geschehenes berichten. Schliesslich können wir nicht überall sein. Wir möchten aber an möglichst vielem teilhaben.
Was ist aber die Wirklichkeit von dem, was uns mitgeteilt wird? Kann man nicht jedes Ereignis von zwei Seiten beschreiben? Bestimmt nicht der Standpunkt der Kamera, was wir sehen (sollen)? Bestimmt nicht der Tonfall und die Artikulation, wie wir etwas verstehen (zu verstehen haben)? Weiss ich, was mein Kollege gesehen hat, wenn er mir sagt, er habe einen schönen Baum gesehen?
Mit anderen Worten: Kommunikation. ist Interpretation. Aber auch Wirklichkeit ist Interpretation. Und darum beeinflusst Kommunikation die Wirklichkeit. Weshalb sie unter anderem und auch ein Zeitspiegel ist.
Wirklchkeit bestimmt die Kommunikation.
Ein Schriftsteller schreibt in einem Roman anders, als ein Zöllner auf den Deklarationsformularen. Im Parlament wird anders geredet als am Fabrikfliessband. Ein Kind artikuliert seine Bedürfnisse anders als ein sogenannt Erwachsener.
Ebenso bestimmen unsere technischen Kompetenzen und Möglichkeiten, wie wir uns ausdrucken. Zum Beispiel per Natel, Fax, Satellit, Urlaubsdias, Höhlenmalerei, etc.. Zusätzlich beefrfflussen Kausalität und Intention wie wir uns verhalten. Etwa in einem persönlichen Gespräch, einer Konferenz oder einem Brief.
Jeder Mensch ist jeweils ein Teil von vielen Beziehungspaaren. Jugendlicher und Eltern. Geschäftsfrau und Sekretär. Arzt und Patient. Chef und Angestellter. Lehrer und Schüler. Autofahrer und Fussgänger. Skinhead und unbescholtener Bürger und Alternativer. Und abhängig davon, welcher Teil er gerade ist, drückt er sich anders aus. Das heisst: Der soziokulturelle Kontext in dem wir uns bewegen, bestimmt, wie wir kommunizieren.
Das heisst aber auch: Es gibt viele Wirklichkeiten. Je nach Bezugsperson. Und darum wechselt jeder Mensch zwischen den Wirklichkeiten, sowie er sich auch immer in verschiedenen Wirklichkeiten befindet und denkt.
Und das heisst, auf den Punkt gebracht: Die Wirklichkeit bestimmt unsere Kommunikation. Und wiederspiegelt sie demzufolge auch.
Das Kommunikations-Zeitspiegel-Spiel.
Alte Symbole aus den Schweizer Alpen erstehen neu in einer Schweizer Stadt.
Was für einen Sinn hatten sie' Was für einen Sinn haben sie jetzt? Was für einen Sinn geben wir ihnen? Was sagen sie uns über die Vergangenheit? Was sagt unsere Sichtweise der Symbole über unsere Gegenwart aus? Uber uns~ Ist es ein Spiel? Welche Wirklichkeit wird dadurch oder darin wiederspiegelt? Usw.?
Das Kommunikations-ZeitspiegeLSpiel löst sich von der Zeit. Gegenwart wird mit Vergangenheit kombiniert. Ebenso wird die Geografle irrelevant. Das Spiel ist bestimmend und bestimmt, denn es ist unmittelbar vom Betrachter abhängig. Es verändert und ändert sich, denn der Betrachter kann nicht aufhören zu denken und damit, zu interpretieren.
Das Kommunikations-Zeitspiegel-Spiel missachtet die Grenzen des Kommunikationskanals. Man kann es anschauen. Von mehreren Seiten anschauen. Man kann zuschauen, wenn es entsteht. Man kann es hören, wenn es entsteht. Oder die luft sich daran bricht. Man kann es befühlen, besprechen, interpretieren, deuten, undsoweiter undsofort. Man kann es in Gedanken sogarmit nach Hause nehmen. Es kommuniziert und wird kommunfziert.
Damit ist das Kommunikations-ZeitspiegeLSpiel der Versuch einer Kommunikation ohne Grenzen, die individuell und zugleich global ist. Einer Kommunikation, die Wirklichkeit beeinhaltet und wiedergibt und deren einzige Grenze die Vorstellungskrah des Betrachters ist.
REALISATION
1 . Auf dem Münsterplatz wird ein Quadrat mit einer Seitenlänge von 2 Metern 50 bestimmt (das heisst, eine Fläche von 6,25m2). Diese Fläche wird sodann in 25 Quadrate zu 50 Zentimetern aufgeteilt. Sie bilden die Grundlage für das Kommunikations-ZeitspiegeLSpiel.
2. Ein Eisengestell (Skizze 11 von derselben Grösse wie der augesuchte Teil Münsterplatz, das heisst, mit einer Seitenlänge von 2 Metern 50, wird aufgestellt und befestigt. Es ist der Rahmen für die Quadrate.
3a. Die Quadrate werden auf verschiedene Arten reproduziert (abgegossen, fotograflert, etc.). Gleichzeitig mit diesem Vorgang werden die ausgesuchten Symbole eingearbeitet (Skizze 2). Dabei werden die Zuschauer aktiv miteinbezogen. Sie werden dadurch zu Teilnehmern. Sie suchen nicht nur Symbole aus, sondern helfen auch, die Abgüsse und die Symbole herzustellen. Dadurch entsteht eine Kommunikation zwischen dem Künstler und den Zuschauern. Respektive zwischen den Zuschauern und dem Kunstwerk. Respektive unterden Zuschauern. Die Arbeit am Kommunikations-Spiel wird zum Medium für Kommunikation.
3b. Gewisse Methoden der Reproduktion verlangen, dass Quadrate zuerst abgebildet werden müssen, bevor ein Symbol eingearbeitet werden kann. Was aber der Genesis des Spiels weder abträglich ist, noch die intendierte Kommunikation behindert.
4. Die fertiggestellten Quadrate werden fortiaufend in das Eisengerüst hineingestellt. Dort haben sie natürlich nicht ihren festen Platz, sondern können beliebig verschoben werden. So entstehen immer neue Kombinationen, neue Bilder, neue Symbole und damit ein neuer Kommunikationsinhalt. Zuschauer reden mit Teilnehmern. Mit dem Künstler. Uber die Symbole. Verschieben die Quadrate. Diskutieren über die neue Bedeutung. Undsoweiter undsofort. In einer Art von Schneeballeffekt werden Leute miteinbezogen und dazu angetan, mitzugestalten und mitzureden. Das Spiel mitden Quadraten wird damit zum Katalysator für eine weitgefächerte Kommunikation.
Die einzelnen Quadrate werden mit verschiedenen Mltteln erzeugt, respektive reproduziert. Zum Beispiel werden sie aus Gips, Beton, Polyesteroderverschiedenen dünnen Metallplatten gegossen. Oder fotografIert. Oder mit Papiermachee reproduziert. Oder, oder, oder.
Die Geshltung wie auch die Auswahl und Bearbeitung der Symbole wird aber von den Zuschauern vor Ort diskutiert, besprochen, verändert und miterzeugt. Das heisst, es kann nicht zum voraus bestimmt werden, was, wo, wie zu sehen sein wird. Nur so kommt das Kommunikations-Zeitspiegel-Spiel zu seinem Recht.
Die Symbole sind nicht wilikürlich zusammengestellt. Sie stammen alle aus den Schweizer Alpen. Sie hatten damit nicht nur die Funktion irgendetwas mitzuteilen, sondem es unseren Vorfahren mitzuteilen. Die Zeichen sind damit inhärent mit unserer Zeit und uns als Individuen verbunden und kommunizieren darum für uns mehr als irgendeine Kultur von irgendwoher.
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